Aderlassschnepper

54_450 Mit dem Aderlassschnepper wurde die Armvene eines Menschen mit Hilfe einer scharfen Klinge geöffnet. Die Klinge schnellt, nachdem sie durch einen Federmechanismus ausgelöst wurde, nach unten und ritzt so die Vene an, um Blut zu entnehmen.

Das handliche Gerät aus Messing in dem dazugehörigen kleinen Behältnis stammt aus dem späten 18. oder frühen 19. Jh. Der Aderlass gehört zu den ältesten bekannten Therapieformen und wurde bereits in der griechischen Antike praktiziert.

Hintergrund ist die in dieser Zeit entwickelte Säftelehre (gelbe Galle, schwarze Galle, Blut und Schleim), die noch keinen Blutkreislauf kannte: Überschüssiges oder „schlechtes“ Blut, das man mit bestimmten Krankheitsgeschehen in Verbindung brachte, musste aus dem Körper entfernt werden. Ziel war es, das natürliche Gleichgewicht der Säfte und damit die Gesundheit des Patienten wieder herzustellen.

Durch das jahrhundertelange Festhalten an den antiken medizinischen Schriften wurden Kranke – oder vermeintlich Kranke – bis in die Neuzeit „zur Ader gelassen“.

Neben einfachen Messern waren in der Antike bereits spezielle skalpellartige Lanzetten in Gebrauch, um den Aderlass vorzunehmen. Die Ärzte und Bader im Mittelalter nutzten sogenannte Flieten für den Eingriff.

Im 15. Jh. wurde schließlich der Aderlassschnepper entwickelt. Das hervorschnellende Messer sollte das Schmerzempfinden beim Anritzen der Haut verringern.

Aderlassschnepper, aber auch die mit mehreren Messern ausgestatteten Schröpfschnepper, wurden bis ins 19. Jh. genutzt. In der Sammlung des Heilkundemuseums sind verschiedene Exemplare zu sehen.

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